Wie wirkt die klassische Homöopathie?

Was passiert beim Einnehmen des richtigen homöopathischen Arzneimittels?
Ein Beispiel, welches wir in unserer Praxis häufig antreffen: Ein elfjähriger Junge kommt zu uns mit der Diagnose Verhaltensauffälligkeit. Bei der Fallaufnahme stellt sich heraus, dass er als Kleinkind an Neurodermitis litt, die nach einer Impfung auftrat. Der Ausschlag wurde durch Kortisonpräparate behandelt. Das Ekzem verschwand, zwei Jahre später aber wird er durch schlimme asthmatische Anfälle geplagt. Wiederum erhält er kortisonhaltige Präparate, und das Asthma ist unter Kontrolle, es heisst, er hätte es ‚ausgewachsen’. Dann aber stellen sich in der Schule plötzlich Konzentrationsschwierigkeiten ein, er hat Mühe, dem Unterricht zu folgen, wird aufsässig, kann kaum noch stillsitzen und abends schlecht einschlafen. Die Lehrer diskutieren, ihn in eine Sonderschule zu überweisen.

Die homöopathische Diagnose dieses Falles lautet folgendermassen: Der erste negative Stimulus auf unseren Organismus war die Impfung. Die Lebenskraft versuchte, diesen zu verarbeiten bzw. das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen, indem sie das Symptom des Hautausschlags produzierte. Durch die Unterdrückung mit Kortison musste sie sich ein neues Ventil suchen, diesmal auf einer tiefer gelegenen Ebene, den Schleimhäuten. Durch die unterdrückende Behandlung des Asthmas ging die Verdrängung noch weiter nach innen auf die geistige Ebene, die Verhaltensauffälligkeiten. Die Krankheit verlief von aussen (Haut), nach innen (Schleimhäute und dann geistige Ebene). Gemäss homöopathischen Gesetzen wurde der Junge immer kränker.

Wird nun dieser Junge nach homöopathischen Regeln behandelt, geschieht folgendes: Mit dem passenden homöopathischen Mittel werden sich die Verhaltensauffälligkeiten bessern, aber das Asthma wird wieder auftreten. Wird nun dieses erfolgreich behandelt, so wird die Neurodermitis wieder zurückkommen. Das Auftreten alter Symptome zeigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg der Heilung befinden. Sie verläuft von innen nach aussen, von der geistigen Ebene zurück zur Haut. Zum Schluss wird dann auch der Ausschlag verschwinden.

Zusammengefasst ist hier folgendes passiert. Die Lebenskraft des Jungen wurde in ihrer Harmonie gestört, worauf sie sich erst auf der körperlichen (Neurodermitis und Asthma), dann auf der emotionalen(Schlafstörungen) und zuletzt auf der geistigen Ebene (Verhaltensauffälligkeit) Ventile suchte, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Sie wählte jeweils diejenigen Ventile, die dem Jungen als Ganzes am wenigsten schadet. Die Ventile, die wir als Symptome wahrnehmen, zeigen uns, auf welche Weise der Mensch – in diesem Fall der Junge – krank ist und wie er zu behandeln ist.

Hier setzt die Homöopathie mit ihrem Grundsatz an: Das Ähnliche ist durch das Ähnliche zu heilen. Sie bedient sich der Symptome des Patienten als Wegweiser zum heilenden Mittel. Die Homöopathin sucht ein Mittel, das den Symptomen der Patientin, des Patienten am ähnlichsten ist. Das heisst, wir helfen dem Körper in die gleiche Richtung, in die er sich selbst schon um Heilung bemüht. Wir geben ihm mit der homöopathischen Arznei den nötigen Impuls, sich selbst zu heilen. Hat etwa eine Patientin chronische Kopfschmerzen, wird sie durch die Einnahme des Mittels zuerst eine Verstärkung dieser erfahren (wir nennen dies die Erstverschlimmerung). Ein anderes Beispiel: Der Organismus eines Patienten produziert hohes Fieber um Bakterien zu bekämpfen. Das richtige homöopathische Mittel wird ihm helfen, das Fieber noch ein bisschen höher ansteigen zu lassen, damit er die Bakterien selbst zerstören kann. Die homöopathische Arznei ist demzufolge kein Arzneimittel im herkömmlichen Sinn, sondern ein dynamischer Stimulus für den Körper in seinem Bemühen, sich selbst zu heilen. Sie ist der beste therapeutische Ansatz, die Effektivität des eigenen Heilungsprozesses zu fördern.